Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Gestern nachmittag ging ich bei frühlingshaften Temperaturen und Vogelgezwitscher durch die Fußgängerzone.

Dabei bemerkte ich eine ganz offensichtlich für eine deutschlandweit bekannte Parfümerie-Kette arbeitende Frau, die dabei war, Flyer und Inforbroschüren zu verteilen und somit auf die “5 Minuten Make-Up” Aktion der Filiale aufmerksam zu machen.

Im Vorbeigehen fragte mich die Mitte-40-jährige, ob und was ich an mir hübsch und sexy finde. Sie bot mir eine kurze Rundum-Erneuerung an.

Ich habe sie ignoriert und ging weiter.

Als ich dann jedoch weiter ging und abwechselnd hier, abwechselnd da, in die verschiedenen Schaufenster diverser Modeläden blickte, verirrte sich die Frage der Dame immer weiter in mein Gehirn und hat sich dort letztendlich festgebrannt.

Was finde ich an mir hübsch?

Ganz ehrlich? Nicht viel.

Mein Gesicht ist zu oval. Die Wangenknochen kommen zu wenig zur Geltung. Meine Augen sind zu klein. Die Augenbrauen zu buschig und ungezähmt. Meine Ohren stehen zu weit ab. Mein Kinn ist zu Spitz.

Meine Haare finde ich aber toll. Naturlocken, schulterlang, pflegeleicht. Perfekt.

Vom Kinn an abwärts geht es weiter:

Mein Hals ist zu kurz. Die Schultern zu breit. Meine Oberarme schwabbeln. Meine Finger sind zu kurz. Die Narbe an meinem linken Ellenbogen, hervorgerufen durch einen Bruch mit anschließender Schrauben-Implantation im Alter von 12 Jahren, ist hässlich und bleich. Generell ist mein Teint zu hell. Meine Brust ist zu klein, der Bauch nicht straff genug. An meinem Rücken zeichnen sich sämtliche Wirbel und die Schulterblätter ab; das ist auch nicht sehr attraktiv.

Meinen Hintern finde ich okay, meine Oberschenkel hingegen sind zu breit, ebenso meine Hüften. Und meine Kniee sind zu knubbelig. Den Rest, also, das was von meinem Körper jetzt noch übrig ist, finde ich ganz okay.

Nicht überwiegend hübsch, nicht herausragend schön. Aber okay. Durchschnittlich.

Und trotzdem bin ich eigentlich mit mir zufrieden.