portraitfotografie ist kommunikation

jedes fotografische portrait ist eine begegnung zweier menschen.
wenn wir einander zum ersten mal begegnen, so entscheidet sich innerhalb eines bruchteiles einer sekunde, ob ich mein gegenüber sympathisch finde oder nicht.  für diesen ersten eindruck gibt es keine zweite chance.
und genau das ist auch thema der portraitfotgrafie: jemanden auf den ersten blick zu erkennen und, natürlich auch, sympathie beim betrachter zu wecken. was liegt also näher, genau diesen effekt schon beim fotografieren auszunützen.
wenn ich, als fotograf, mein vis a vis auch soeben zum ersten mal sehe, so kann ich ihn oder sie noch ganz “unverdorben” vom wissen um den anderen fotografieren, kann meine neugier im bild umsetzen und festhalten. darum macht es durchaus sinn, sofort mit dem fotografieren zu beginnen und auch bei der nachfolgenden bildauswahl schnell und intuitiv zu handeln und die fotos auszusuchen, welche dem ersten kritischen blick standgehalten haben.
eine ganz andere art des herangehens, ist die, sich wirklich lange mit dem menschen, den ich fotografieren will auseinander zu setzen und ihn und seine persönlichkeit kennen zu lernen, bevor ich das erste bild mache. viele berühmte fotografen, vor allem zu beginn des 20. jahrhunderts, haben sich intensiv mit dem vis a vis beschäftigt, bevor sie zu fotografieren begannen. manchmal sogar, so die überlieferung, tagelang eingesperrt, bevor das erste bild entstanden ist. das ist heute kaum mehr vorstellbar, aber trotzdem ein ansatz der mir imponiert.
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fotografie, im speziellen die portraitfotografie, ist kommunikation; ist eine form der kontaktaufnahme, die einen bleibenden (optischen) eindruck hinterlässt.
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viele jahre habe ich es vorgezogen die menschen zuerst ein wenig kennen zu lernen, sie in ein gespräch zu verwickeln, um sie dann mit meiner kamera treffend charakterisieren zu können, um ihrer persönlichkeit im foto gerecht zu werden.
nun aber liebe ich noch mehr den spontanen kontakt. indem ich meiner intuition folge und vollkommen unvermittelt und ohne bewusste einflussnahme auf das reagiere, was ich gerade erlebe, was sich mir gerade zeigt. dabei hilft mir sicherlich meine lange erfahrung als fotograf und damit das vertrauen in meine intuitiven fähigkeiten. es gilt das festzuhalten, was mein gegenüber von sich preisgeben kann oder will.
richard avedon hat es treffend formuliert: “a photografic portrait is a picture of someone who knows he´s being photographed, and what he does with this knowledge is a part of the photograph:”
ein fotografisches portrait wird von den meisten nur ganz kurz überflogen und muss daher genau mit diesem ersten eindruck be-eindrucken. wenn ich als fotograf den moment der ersten begegnung gerade erlebe, so ist mein eindruck ein unmittelbarer und somit mein ausdruck ein authentischer.
für ein bild, das repräsentieren soll, wie z.b. in broschüren und websites etc., wo es also um flüchtiges, kurzes kennen lernen geht, wird diese schnelle methode die richtige sein. für eine lange fotostrecke, die tiefer in die ideen und vorstellungen der portraitierten eindringen darf, wird auch die optische recherche eine gründlichere sein müssen.
das ergebnis wird sicher ein unterschiedliches sein. beide vorgehensweisen haben aber etwas gemeinsam: es geht immer darum, den charakter des menschen im bild sichtbar zu machen.

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