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Was hilft bei der Kommunikation? Ein eigenes Medienhaus.
Im ersten Teil wurde deutlich, wie sich auch die Kommunikation der Bundeswehr in den letzten Jahren verändert hat. Das betrifft aber nicht nur die Kanäle, die bespielt werden. Auch die...

Was hilft bei der Kommunikation? Ein eigenes Medienhaus.

Im ersten Teil wurde deutlich, wie sich auch die Kommunikation der Bundeswehr in den letzten Jahren verändert hat. Das betrifft aber nicht nur die Kanäle, die bespielt werden. Auch die Organisation musste angepasst werden.

Redaktion der Bundeswehr - der zentrale Ansatz

Neben YouTube und Facebook kommt Twitter seit 2010 bei der Bundeswehr zum Einsatz. Allerdings ist dieser Kanal von Anfang an nur als RSS-Feed verfügbar. Der Kanal greift auf Onlinebeiträge der Bundeswehr-Webpage zurück und stellt diese als Link ein. Die RSS-Lösung hat einen einfachen Grund: Mittlerweile hat @bundeswehrinfo über 23.000 Follower und während 140 Zeichen für einen Tweet schnell geschrieben sind, bedeutet die Betreuung des folgenden Dialogs viel Manpower. Dazu ist die Social Media Redaktion personell - zumindest jetzt - nicht in der Lage. Das wirft die Frage auf, wie eigentlich redaktionelle Arbeit im Bereich Social Media bei der Bundeswehr abläuft.  

Die Vorgaben der strategischen Ebene erstellt der Presse- und Informationsstab im Verteidigungsministerium in Berlin. Hier werden neue Kampagnen erarbeitet, neue Medienkanäle freigegeben und die Kommunikationsstrategie erstellt bzw. bearbeitet. Für die redaktionelle Arbeit wurde in den letzten Jahren in Berlin die Redaktion der Bundeswehr aufgebaut, wo Print, Bewegbild und Online einschließlich Social Media, zusammengefasst sind. Bis dahin waren diese selbständigen Redaktionen deutschlandweit verteilt.
Aber warum alles unter einem Dach? Die Bundeswehr vertritt den zentralen Ansatz, um Ressourcen besser bündeln, mit starken Kanälen entsprechende Reichweite erzielen und die Widerspruchsfreiheit der Informationen sicherstellen zu können. Und durch die zentrale Lage im Herzen Berlins kann die Zusammenarbeit der Ebenen unkompliziert ablaufen und im politischen Bereich verzugslos reagiert werden, z.B. wenn Soldaten im Einsatz bei Gefechten fallen. 


Seitens der Bundeswehr wurde von Anfang an entschieden, die Informationen auf jeweils einer Plattform zusammenzuführen. So ist beispielsweise der YouTube-Kanal der Bundeswehr deutlich erfolgreicher als die der US Navy, US Marine Corps oder der US Army, denn diese teilen ihre eigenen Geschichten auf die jeweils eigenen Kanäle auf - Spartenfernsehen sozusagen. 

Und nicht nur die Geschichten werden im zentralen Ansatz gebündelt, auch die Kommentare. Diese sind natürlich nicht immer eindeutig einzelnen Themen zuzuordnen und sehr häufig kommen bei jungen Menschen dann Fragen nach Karrieremöglichkeiten. Daraus ergibt sich ein großer Koordinationsaufwand mit verschiedenen Fachbereichen. Im Juli 2014 wurden beispielsweise auf YouTube 2.119 Kommentare durch User abgegeben, dazu kamen 2.915 auf Facebook - da erklärt sich dann auch die fehlende Kommentierung auf Twitter.

An Themen mangelt es bei der Bundeswehr nicht: mal sind es Reisen der Verteidigungsministerin, mal Berichte aus dem Einsatz, von Events oder aus der Ausbildung, Mal werden Personen vorgestellt oder Karrieremöglichkeiten gezeigt. In den Reaktionskonferenzen werden die Themen aufgearbeitet und festgelegt, auf welchem Kanal Beiträge laufen sollen. Das sind dann neben den Social Media-Kanälen die Mitarbeiterzeitung „aktuell“, das Monatsmagazin „Y“ oder die Online-Auftritte bundeswehr.de und bmvg.de.

Wenn Bilder meine Sprache wären

Während viele Behörden und Firmen ihr Engagement in den sozialen Medien auf „irgendwas mit Facebook“ beschränken, hat die Redaktion der Bundeswehr die neueren Kanäle im Blick und prüft, welche einen Mehrwert für die Kommunikation bieten können. Instagram als fotobasierter Kanal ist sicherlich so erfolgreich, weil einerseits jeder heute dank Smartphone zum Fotografen wird und andererseits in einem Bild deutlich mehr Informationen, mehr Geschichten transportiert werden können als in Text. Dem Instagram-Kanal der Bundeswehr folgen so nach kürzester Zeit bereits 44.000 Menschen - 44mal mehr als beim Flickr-Account! So wird nicht nur das junge Medium genutzt, sondern auch die dort übliche Bildsprache.
Was folgt als nächstes? Pinterest? Snapchat? Periscope? Keine Ahnung, aber bei der rasanten Entwicklung der Kanäle muss man am Ball bleiben. Auf der letzte Tagung zur Behördenkommunikation, der Govermedia 2015, wurde aber auch ein Problem deutlich: Gute Kanäle zu haben, ist das eine. Den Content aber zum User zu bringen, das andere. Will heißen: Nutzer gehen heute immer weniger auf die Homepage, den Videokanal usw. einer Firma, einer Behörde. Deshalb muss Klasse produziert werden, die sich viral verbreitet und so in die Timeline der Nutzer „gespült“ wird. 


Das konnte man schön im November dieses Jahres sehen, als Unbekannte den Showroom der Bundeswehr, ein Ladenlokal oder „Flag Store“ an der Berliner Friedrichstraße, vollständig mit Farbe beschmierten.  Da gerade wenige Tage vorher die Arbeitgebermarkenkampagne „Mach, was wirklich zählt“ angelaufen war, stellten das Team des Showrooms kurzerhand einen Aufsteller mit dem Plakat „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst“ vor die Tür. Ohne einen weiteren Kommentar wurde dieses Bild in den sozialen Netzwerken verbreitet und erreichte über 2 Millionen User. Ein großer Erfolg. Auch weil der Post spontan, der Situation entsprechend und mit einem Augenzwinkern erstellt wurde.

Fazit


Bewusst fehlen in der Überschrift des ursprünglichen Buchartikels Wörter wie „Risiko“ oder „Herausforderung“. Natürlich fordern neue Kanäle, neue Verfahren oder neue Anspruchsgruppen eine Behörde heraus, aber man sollten sich diesen stellen und das jeweilige Potential erkennen. Und sind wir ehrlich: Risiken gibt es in der Kommunikation immer - in Social Media geht es nur schneller und erzeugt mehr Reichweite. 

Die Redakteure der Bundeswehr haben gewisse Freiheiten, um dem Tempo in sozialen Medien begegnen zu können. Bei einzelnen Posts und Antworten auf Kommentare gilt lediglich das Vieraugenprinzip. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer guten Ausbildung der Redakteure. Denn: gesellt sich zu schlecht ausgebildetem Personal noch mangelndes Qualitätsmanagement, wird Kommunikation zur Ramschware. Am Ende nimmt dann die Reputation Schaden.

Die aktive Teilnahme an den sozialen Netzwerken ist aus meiner Sicht hilfreich. Denn dort muss man sich der Kritik (die manchmal auch berechtigt ist) offen im Dialog stellen. Für die Redakteure nicht immer einfach, führt es aber sicherlich zu einer Verbesserung der Qualität der Kommunikation, zu mehr Transparenz und Ehrlichkeit. Und das ist bei einer staatlichen Organisation ja nicht schlecht.

Kommuniaktion Bundeswehr SocialMedia Strategie ContentMarketing